Verzeichnisse und Dateien

Anmerkung:

In allen weiteren Beispielen sind Kommandofolgen, die die Rechte des Systemadministrators root erfordern, symbolisch durch das Prompt

root@sonne>

dargestellt; Kommandofolgen, die dem "gewöhnlichen" Nutzer zur Verfügung stehen, werden durch

user@sonne>

eingeleitet.


Dateien dienen zum Speichern von Daten. Verzeichnisse gruppieren die Dateien in einer baumartigen Struktur. Ein Baum besitzt (falls er nicht gefällt wurde) eine Wurzel, also ist der Ursprung aller Verzeichnisse das root-Verzeichnis "/". Mit

user@sonne> cd /

wechselt man in das Wurzelverzeichnis cd - change directory, wo ein Listing (ls - list) auf den meisten Systemen die folgende Ausgabe liefern sollte:

user@sonne> ls /
bin    dev     home        mnt    proc  tmp
boot   etc     lib         msdos  root  usr
cdrom  floppy  lost+found  opt    sbin  var

Wollen wir wieder nach Hause (/home/user), geben wir einfach

user@sonne> cd

ein und landen in unserem Home-Verzeichnis. Das Kommando cd wertet im Falle fehlender Argumente (oft wird auch von Optionen gesprochen) die Shell-Variable HOME aus, die den Pfad zum entsprechenden Verzeichnis enthält. Den Inhalt der Shell-Variablen kann man sich mittels des Aufrufes

user@sonne> echo $HOME
/home/user

betrachten. Weitere wichtige Shell-Variablen seien an dieser Stelle kurz erwähnt:

Variable Inhalt
DISPLAY Name des Displays der Standardausgabe
HOSTNAME Name des Rechners
MANPATH Suchpfade für Manual pages
PATH Suchpfade für Programme
SHELL Enthält den Namen der Shell (z.B. bash)
USER Nutzerkennung

Gibt man

user@sonne> echo $ [Tab][Tab]
$_                   $HOSTTYPE            $MAIL                $PS2
$BASH                $IFS                 $MAILCHECK           $PS4
$BASH_VERSINFO       $ignoreeof           $MANPATH             $PWD
...

ein, erhält man eine Auflistung aller Shell-Variablen. echo schreibt sein Argument auf die Standardausgabe, vergisst man das "$"-Zeichen, würde echo den Namen der Shellvariablen wiedergeben.



user@sonne> mkdir new_directory

erstellt ein neues Verzeichnis new_directory. Betrachtet man dessen Inhalt:

user@sonne> ls -a new_directory
.  ..

findet man "." für das Verzeichnis selbst und "..", was auf das übergeordnete Verzeichnis verweist.

Möchte man schließlich das Verzeichnis wieder löschen, trommelt man

user@sonne> rmdir new_directory

auf die Tastatur und vermisst beim nächsten Listing das Verzeichnis, sofern dieses leer war! Das zum Löschen von Dateien gedachte Kommando rm - remove kann auch auf Verzeichnisse angewendet werden:

user@sonne> rm -r new_directory

Mit der Option "-r" (für rekursiv) entfernt rm auch alle Unterverzeichnisse und letztlich das Verzeichnis selbst.

Erinnert man sich des Namens des aktuellen Verzeichnisses nicht, hilft

user@sonne> pwd

(print working directory), das den Namen (mit Pfad) wiedergibt.



Wenden wir uns nun den Dateien zu. Wie das Löschen funktioniert, haben wir schon kennen gelernt: mit dem Kommando rm.   Zum Erstellen neuer Dateien gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Einfachste ist

user@sonne> touch Dateiname

das eine leere Datei anlegt, sofern der Dateiname noch nicht im aktuellen Verzeichnis existierte. Gab es sie bereits, ändert touch ihr letztes Änderungs- und Zugriffsdatum (und das ist die wahre Berufung des Kommandos;-); der Grund hierfür wird uns im Zusammenhang mit make klar werden.



Ausgaben von Kommandos lassen sich in eine Datei umlenken, zum Beispiel legt

user@sonne> ls > root_inhalt

eine Datei root_inhalt mit folgendem Inhalt an:

user@sonne> cat root_inhalt
bin    dev     home        mnt   proc  tmp
boot   etc     lib         msdos  root  usr
cdrom  floppy  lost+found  opt   sbin  var

Den Inhalt einer solchen Datei schaut man sich am besten mit einem so genannten Pager an:

user@sonne> less root_inhalt

oder mit

user@sonne> more root_inhalt

Pager haben gegenüber Editoren (diese behandeln wir später) den Vorteil, dass man nicht aus Versehen den Inhalt der Datei ändern kann. Ob man more oder less bevorzugt, ist Geschmackssache; beide Pager unterscheiden sich nur geringfügig in der Bedienung (beide beendet man durch [Q]).



Bei sehr langen Dateien interessiert man sich meist nur für die ersten/letzten Zeilen (z.B. werden in /var/log/messages alle Systemmeldungen protokolliert, wobei man den Grund für ein ungewöhnliches Systemverhalten sicher am Ende der Datei finden wird).

user@sonne> head Dateiname

zeigt die ersten (Voreinstellung 10) Zeilen der Datei Dateiname an,

user@sonne> tail Dateiname

dagegen die letzten (10) Zeilen.



Für das Betrachten kurzer Dateien (deren gesamter Inhalt auf einer Bildschirmseite darstellbar ist) eignet sich auch folgendes Kommando:

user@sonne> cat /etc/passwd

cat schreibt in diesem Beispiel den Inhalt der Passwortdatei auf die Standardausgabe.



Es soll nützlich sein, Dateien unter Umständen kopieren zu können. Auch an ein solches Kommando haben die UNIX-Götter gedacht:

user@sonne> cp quelle ziel

quelle und ziel sind nun zwei Dateien mit identischem Inhalt.



Eine andere Möglichkeit zum Kopieren bietet die Umleitung von Ausgaben:

user@sonne> cat < quelle > ziel

Der Unterschied in der Verwendung der Kommandos cp und cat besteht im Erhalt der Zugriffsrechte der Datei bei ersterem Kommando, während im Falle von cat die Zieldatei die durch umask voreingestellten Rechte erhält.



Aber warum sollte man Dateien mit gleichem Inhalt mehrfach speichern? Einziger Grund hierfür kann doch nur der Zugriff auf dieselbe Datei aus verschiedenen Verzeichnissen heraus sein. Jedoch wird hiermit Speicherplatz verschwendet. Abhilfe schaffen hier so genannte Links, also Verweise auf Dateien/Verzeichnisse.

user@sonne> ln quelle ziel
user@sonne> ln -s quelle ziel2

In der ersten Zeile wird ein so genannter statischer (fester, harter) Link angelegt. ziel ist jetzt nur ein anderer Name für datei; eine Änderung von ziel ändert auch den Inhalt von datei. Wird einer der Dateinamen gelöscht, kann über den anderen Namen weiter auf den Inhalt zugegriffen werden.

Anders verhält sich der Link der zweiten Zeile, ein so genannter symbolischer Link. Im Unterschied zum statischen Link, wo ein neuer Verzeichniseintrag auf den Verwaltungseintrag (Inode) der Ursprungsdatei erzeugt wird, speichert der symbolische Link in einem neuen Inode den vollständigen Zugriffspfad der originalen Datei. Löscht man nun quelle, existiert ziel2 weiter, zeigt aber ins "Nichts" (auf eine nicht mehr existierende Datei), ist sozusagen unbrauchbar geworden. Der Vorteil symbolischer Links besteht in der Möglichkeit, sie auch über Partitionsgrenzen hinweg anwenden zu können. Ein Beispiel erläutert den Sachverhalt in Abschnitt Links.



Das Umbenennen bzw. Verschieben von Dateien erfolgt mit dem Kommando mv - move:

user@sonne> mv quelle ziel

Die Datei quelle erhält den neuen Namen ziel, falls ziel nicht existierte oder es sich um eine normale Datei handelt (dann wird der ursprügnliche Inhalt überschrieben). Ist ziel ein Verzeichnis, so wird quelle in dieses verschoben. Mehrere Dateien lassen sich mit mv gleichzeitig verschieben. Eine einzelne Datei kann in einem Schritt verschoben und umbenannt werden:

# Mehrere Dateien verschieben; ziel muss ein Verzeichnis sein
user@sonne> mv quelle1 quelle2 quelleN ziel

# Datei in ein Verzeichnis munter einem anderen Namen verschieben
user@sonne> mv quelle ziel/neuer_name